Normen, Klischees und Mythen
Gleichzeitiger Orgasmus der Partner
In vielen Köpfen spukt noch immer die von Freud aufgestellte Hypothese, das allein der vaginal ausgelöste Orgasmus ein Charakteristikum der reifen Frau sei. Die moderne Sexualforschung hat diese Theorie seit langem widerlegt: Man weiß, das die Mehrzahl der Frauen überhaupt nur dann zum Höhepunkt kommt, wenn Sie neben der vaginalen Stimulation durch den Penis zusätzlich eine Reizung der Klitoris („Kitzler„) erfahrt.
Erektion und Ejakulation im „Alter“
Bereits ab dem vierten Lebensjahrzehnt treten die Erektionen beim Mann nicht mehr immer spontan und sofort auf. Es bedarf eventuell einer direkten manuellen Stimulation. Ab etwa dem fünfzigsten Lebensjahr kann außerdem der Wunsch aufkommen, nicht mehr bei jedem Sexualakt zu ejakulieren. Beides sind völlig normale Vorgange und in keiner Weise Grund zur Besorgnis. Das beste „Fitnesstraining“ ist hier – wenn beide Partner dies wollen – regelmäßiger Sex.
Sexualität und Alterungsprozess
Wir leben in einem hochindustrialisierten Land, in dem das Altern weniger als natürlicher Prozess voller neuer Herausforderungen, sondern vielmehr als ausweglose Krise gesehen wird. In den Medien dominiert der junge Mensch. Sobald sich erste Fältchen zeigen, gehört man anscheinend nicht mehr in diese Gruppe; man fühlt sich alt, hässlich und vielleicht sogar nutzlos. Kein Wunder, das man das Altern mit allen Tricks der modernen Medizin aufzuhalten versucht.
Entsprechend schlecht sind die meisten Menschen vorbereitet, wenn tatsachlich Veränderungen (insbesondere im Geschlechtsleben) auftreten, die sich im Älterwerden begründen: Es ist nicht mehr so einfach, eine Erektion zu bekommen, und diese ist nicht mehr so hart wie früher; die Ejakulation ist weniger kraftvoll, und es dauert immer langer, nach einem Samenerguss wieder eine Erektion zu bekommen. Der Mann möchte nicht mehr bei jedem Sexualakt ejakulieren usw… .
- Wie kommen Sie darauf, das man Sex im Alter meiden sollte? Wer hat Ihnen das beigebracht? Wer hat Interesse daran, das Sie diese Auffassung beibehalten? Sind Sie einverstanden und zufrieden damit?
- Inwiefern fühlen Sie sich durch das Älterwerden in Ihrer Sexualität tatsachlich beeinträchtigt? Kann man etwas dagegen tun? Egal, wie alt Sie sind: Sie sollten es akzeptieren und sich wohlfühlen dabei. Wenn Sie sich annehmen, wie Sie sind, haben Sie ein gesundes Verhältnis zu Ihrem Körper, und dieser wird es Ihnen danken mit Gesundheit, Kraft und Funktionsfähigkeit. Denken Sie besonders intensiv über Ihre Rahmenbedingungen nach (z.B. bestimmte Tageszeiten für Sex, Ruhebedürfnisse, Partnerin etc.) und sorgen Sie dafür, das diese erfüllt sind.
Sie können auf Jahrzehnte sexueller Erfahrung zurückblicken, in denen Sie viel darüber gelernt haben, was Sexualität bedeuten kann. Dieser Erfahrungsschatz erlaubt Ihnen, Intimität und Zusammensein aus einer anderen, sehr tiefen und persönlichen Perspektive zu erleben, die ein Höchstmaß an Befriedigung geben kann. Sollten Sie sich in einigen Aspekten Ihrer Sexualität durch das Altern beeinträchtigt fühlen, fragen Sie sich, ob Sie diesen Vorgang akzeptieren können.
Home »