Übungen ohne sexuelle Berührungen
Eine weitere Übung, die das Körpergefühl der Partner steigert, ist das gegenseitige Fühlen des nackten Körpers. Die Übung hat absichtlich in erster Linie nichts mit Sex zu tun und sollte auch nicht als Vorspiel verstanden werden. Gehen Sie deshalb nur mit der Absicht an diese Übung heran, den anderen Körper zu fühlen, zu berühren und selbst berührt zu werden. Sparen Sie erogene Zonen weitgehend aus. Genießen Sie die Übung aber trotzdem. Am besten funktioniert das, wenn Ihre Partnerin mit ihrem Bauch an Ihrem Rücken liegt (s. Abb. 11).
Die Partner liegen auf der Seite und streicheln die so erreichbaren Körperstellen. Ihre Partnerin sollte bewusst auf die Berührung und das Streicheln des Penis verzichten. Machen Sie es sich gemütlich. Angenehme Wärme, Kerzenlicht, vielleicht ein besonderer Duft – all dies wirkt entspannend. Teilen Sie Ihrer Partnerin mit, welche Berührungen Ihnen gefallen, welche sie stimulieren, welche sie unerotisch finden. Was fühlen Sie? Unterhalten Sie sich über Ihre Empfindungen. Wechseln Sie nach einiger Zeit die Position, legen Sie sich hinter Ihre Partnerin und berühren Sie sie. Sparen Sie dabei auch bewusst die besonders erogenen Zonen, wie die Brustwarzen und den Genitalbereich aus. Lassen Sie sich nun von ihrer Partnerin mitteilen, welche Berührungen ihr am besten gefallen. Tun Sie in erster Linie Dinge, die Ihrer Partnerin gefallen – berühren Sie sie nicht mit dem Ziel, sie sexuell zu erregen.
Positionswechsel
Wechseln Sie Ihre Positionen wieder und variieren Sie die Art der Liebkosungen. Sie können leicht kratzen, leicht klopfen oder den Druck Ihrer Berührungen variieren, mit ganzer Handfläche oder nur mit den Fingerspitzen kreisen, leicht kneten oder die Hände einfach einmal auf dem Körper der Partnerin ruhen lassen und so die Wärme spüren. Tauschen Sie sich immer mit Ihrer Partnerin aus, welche Berührungen angenehm sind und welche unangenehm sind. Sie können auch Massageöl verwenden. Es intensiviert das Gefühl der Berührung noch etwas und wird meist vom Empfänger der sanften Erotikmassage als angenehm empfunden. Es pflegt zudem die Haut und durchblutet sie. Massieren Sie sich gegenseitig vorsichtig und ganz entspannt. Denken Sie bei der Übung nicht immer an Sex. Vielleicht fühlen Sie oder Ihre Partnerin sich unangenehm „gekitzelt“. Das ist ein Zeichen für große Anspannung oder Erregung. Erhöhen Sie in diesem Fall den Druck Ihrer Hände beim Streicheln, bis das Kitzelgefühl nachlässt oder sparen Sie die besonders sensiblen Regionen, z.B. den Bauch, solange aus, bis sich der Körper wieder entspannt hat.
Körpergefühl
Welche Stellen, welche Berührungen sind für Sie erotisch, welche spüren Sie sehr intensiv? Achten Sie auf Ihr Körpergefühl. Wenn Sie eine Erektion während der Übung bekommen ist das nicht weiter schlimm. Lassen Sie es geschehen. Lassen Sie los und entspannen Sie sich. Genießen Sie das Gefühl der körperlichen Nähe. Selbst wenn Sie während der Übung einen Orgasmus haben, genießen Sie ihn aus vollem Herzen und leben Sie das Gefühl aus. Diese Übung dient in erster Linie dazu, das Verständnis der Partner für den anderen Körper zu fördern. Sie lernen sich so besser kennen. Die Übung hilft Ihnen dabei, den nackten Körper Ihrer Partnerin in erster Linie nicht immer gleich als Sexualobjekt zu sehen. Der positive Nebeneffekt dieser Übung ist, dass Sie dadurch automatisch Stress und Erwartungsdruck reduzieren.
Nacktheit
Viele Menschen reduzieren den nackten Körper ihres Partners hauptsächlich auf dessen Sexualmerkmale. Nacktheit auch einmal als ganz natürliche Sache zu sehen und die Berührungen auf der Haut nicht immer gleich in Verbindung mit Sex zu bringen, kann in vielerlei Hinsicht zur Entspannung beitragen. Denn eine „sexähnliche“ Situation führt bei an Ejaculatio praecox leidenden Männern oft schon zu einer Kettenreaktion von Anspannungen, Verkrampfungen und Stress. Sie fühlen sich schon weit vor dem eigentlichen Geschlechtsverkehr blockiert, weil sie bereits ausschließlich an die bevorstehende sexuelle Handlung denken. Sehen Sie die Situation deshalb möglichst locker und ohne bestimmte Erwartung!
Was geschehen wird, wird geschehen. Lassen Sie den Dingen einfach Ihren Lauf. Sie müssen nicht immer alles vorhersehen und vorherbestimmen, um ein befriedigendes Erlebnis zu haben. So wirken Sie der oft vorhandenen Versagensangst entgegen. Denn schließlich ist jetzt nicht Sex das Ziel – sondern nur die zärtliche Beschäftigung mit dem Körper des Partners. Die Übung soll Ihnen dabei helfen, nicht gleich immer „zur Sache“ zu kommen. Genießen Sie die Anwesenheit Ihrer Partnerin, und die Berührungen. Lassen Sie sich Zeit und wenden Sie diese Übung gerade dann immer an, wenn Sie sich gestresst oder unwohl fühlen. Eine Steigerung der Übung besteht darin, auch die erotischen Zonen der Körper mit in die Streicheleinheiten einzubeziehen. Beschränken Sie sich aber auch jetzt nicht nur auf die Berührung und Stimulation der Geschlechtsorgane.
Orgasmus nicht das Ziel der Übung
Es kommt bei dieser Übung nicht darauf an, möglichst schnell einen Orgasmus beim Partner hervorzurufen oder ihn sexuell stark zu erregen. Vielmehr ist nur das leichte Erregen des anderen Körpers das Ziel. Eine erotische Grundstimmung stellt sich fast automatisch ein. Die Dauer der Übung sollte möglichst lang sein. Machen Sie sich auch hier frei vom Gedanken, schnell ans Ziel zu kommen und Ihre Partnerin unbedingt zum Höhepunkt zu bringen. Auch Sie sollten die Ihnen entgegengebrachten Berührungen nicht in erster Linie als Mittel zum Erreichen des eigenen Orgasmus verstehen. Genießen Sie die Berührungen auf ihrem Körper und an ihrem Penis.
Fühlen Sie, welche Stellen Sie besonders erregen und welche Sie am liebsten intensivieren würden. Überlassen Sie Ihrer Partnerin aber die vollkommene Kontrolle über die Art der Liebkosung. Teilen Sie ihr nur mit, was Ihnen gefällt und was nicht. Entspannen Sie sich und streicheln Sie Ihre Partnerin nicht während Sie von ihr gestreichelt werden. Lassen Sie die Arme und Hände einfach locker und entspannt liegen. Fühlen Sie nur passiv die Berührungen auf Ihrer Haut. Was ist ihnen angenehm? Was ist eher unangenehm? Schließen Sie die Augen und achten Sie auf die Bewegungen der Hände auf Ihrem Körper.
Reize steigern
Natürlich sind auch hier die Reize weiter steigerbar. Beziehen Sie neben Ihren Händen auch Mund und Lippen mit ein. Küssen und lecken Sie sich abwechselnd – natürlich nur, wenn Sie das auch wünschen und empfinden Sie diese neuen Reize bewusst. Es können auch orale Kontakte stattfinden, bei denen die Partnerin den Penis in ihren Mund aufnimmt oder Sie Ihre Partnerin oral liebkosen. Sie können die Situation wieder reizarmer gestalten, indem Sie Ihre Augen dabei geschlossen halten und spüren, wo und wie Sie berührt werden. Beschränken Sie sich auch hierbei nicht auf die Sexualorgane und die erogenen Zonen.
Welche Art der Berührung empfinden Sie besonders intensiv? Ist es die Zunge oder sind es die Lippen? Natürlich dürfen Sie auch zum Orgasmus kommen. Es gibt bei diesen Übungen keine Verbote oder Richtlinien – nur eine grobe Richtung: zögern Sie Ihren Orgasmus zeitlich immer weiter hinaus. Kommen Sie Ihrer Meinung nach zu früh, verzichten Sie erst einmal auf die auslösenden Reize. Beziehen Sie sie nur langsam Schritt für Schritt in die Übungen ein. Immer wenn Sie nahe an den Point of no return gelangen, lassen Sie sich wieder an weniger erogenen Zonen streicheln. Geben Sie sich genug Zeit, Ihre Erregungskurve wieder abfallen zu lassen. Schließen Sie Ihre Augen, genießen Sie und warten Sie solange, bis die Erregung schwächer geworden ist. Nun kann Ihre Partnerin wieder mit stärker erregenden Berührungen fortfahren.
Entspannung
Je entspannter Sie dabei sind, desto besser werden Ihnen die Übungen gelingen. Wechseln Sie auch diesmal Ihre Positionen. Werden Sie aktiv und Ihre Partnerin übernimmt nun die passive Rolle. Liebkosen Sie Ihre Partnerin. Beziehen Sie auch ihre erogenen Zonen mit ein – aber konzentrieren Sie sich nicht nur auf diese. Sie haben auch diesmal nicht das Ziel, Ihre Partnerin sofort oder möglichst schnell zum Orgasmus zu bringen. Dringen Sie deshalb nicht unbedingt in Sie ein. Beschränken Sie sich auf äußerliche Zärtlichkeiten und fragen Sie Ihre Partnerin, was ihr am besten gefällt, was ihr unangenehm ist oder was sie kitzelt. Auch sie muss sich vollkommen entspannen können.
Experimentieren Sie wenn Sie den Point of no return herannahen spüren mit den beschriebenen Methoden der Squeeze-Technik und/ oder der Anspannung der Beckenbodenmuskulatur. Kontrollieren Sie so aktiv den Zeitpunkt Ihres Orgasmus. Sagen Sie Ihrer Partnerin, wann Sie mit der Stimulation aufhören muss und lassen Sie Ihre Erregung wieder absinken. Es ist wichtig, dass Sie diese beiden Techniken mit Ihrer Partnerin ausprobieren und mit ihnen experimentieren. Nur so werden Sie selbstbewusst in der Anwendung und lernen Ihre Erregung besser kennen. Auch Ihre Partnerin lernt Ihren Körper und dessen Erregbarkeit besser kennen. Rückschläge gibt es immer: Die Erregung wird zu überwältigend und Sie kommen zum Samenerguss. Machen Sie sich darüber keine Gedanken! Genießen Sie Ihren Orgasmus und gehen Sie das nächste Mal die Übung langsamer an.
Partnerin einbinden
Beschreiben Sie Ihrer Partnerin, was genau Sie zum Orgasmus gebracht hat und setzen Sie diese Reize beim nächsten Versuch sparsamer ein. In der darauf aufbauenden Übung werden Ihre Geschlechtsorgane miteinander Kontakt haben. Denken Sie auch hier nicht in erster Linie gleich an Sex. Vermeiden Sie jeden Stress. Nehmen Sie sich Zeit. Legen Sie sich am besten auf die Seite, so gegenüber Ihrer Partnerin, dass sich Ihre Geschlechter berühren. Dringen Sie aber nicht in sie ein. Überlassen Sie die Bewegungen erst einmal Ihrer Partnerin. Sie sollte nur mit den äußeren Bereichen der Scheide (der Schamlippen und der Klitoris) Ihren Penis berühren. Erspüren Sie die Haut, die Schamhaare und die Schamlippen an ihrem Penis.
Konzentrieren Sie sich auf Ihre Empfindungen. Sobald die Erregung zu stark wird, unterbrechen Sie die Bewegungen und führen die Squeeze-Technik und/ oder die Beckenbodenkontraktionen durch, bis Ihre Erregung wieder zurückgegangen ist. Beginnen Sie nun von neuem mit dem gegenseitigen Berühren der Geschlechtsorgane. Verzichten Sie anfänglich auf sonstige Berührungen. Streicheln Sie sich kaum mit den Händen. Halten Sie sich mit diesen Liebkosungen zurück und achten Sie auf das Gefühl am Penis. Experimentieren Sie mit der Zurückhaltung Ihres Orgasmus und nähern Sie sich langsam dem Höhepunkt. Achten Sie auf das Gefühl, das Sie kurz vor dem Point of no return haben und unterbrechen Sie die Berührung wieder. Nun beginnt die Erregung wieder von vorne. Versuchen Sie auf diese Weise Ihren Orgasmus möglichst weit hinaus zu schieben. Wenn Sie Ihren Orgasmus kontrollieren können und sich in den Anwendungen der Techniken sicherer fühlen, fahren Sie mit der nächsten Übung fort.
Achtung!
Vergessen Sie bei allen Übungen – auch den vorhergehenden und folgenden Übungen – nicht die sexuelle Befriedigung Ihrer Partnerin. Seien Sie besonders verständnisvoll, wenn Ihre Partnerin einmal keine Lust auf die Übungen und auf Sex verspürt. Sex ist keine Pflichtveranstaltung! Die Liebe sollte bei allen Übungen nie zu kurz kommen. Auf keinen Fall sollten die Übungen nach Schulbuchmethode „nur sachlich“ ausgeführt werden. Es gehört viel Gefühl und Einfühlungsvermögen dazu. Gehen Sie locker und entspannt an alle neuen Herausforderungen heran. Nehmen Sie einen Rückschlag nicht zu schwer! Oft ist es leichter einem kleinen Misserfolg mit Humor zu begegnen als ewig darüber nachzugrübeln.
Auch beim Sex sollte es diese humorvollen Momente geben, bei denen Sie zusammen über komische Situationen lachen können. Humor bedeutet nicht, den anderen auszulachen oder von ihm ausgelacht zu werden. Lachen hilft dabei, die Spannungsmomente, die zweifelsohne vorkommen und den Stress aus der Gesamtsituation zu nehmen. Sex und die damit verbundenen Übungen nur als ernste Sache zu betrachten, wirkt eher kontraproduktiv. Freuen Sie sich auch über kleine Erfolge, die Sie zusammen mit Ihrer Partnerin erleben. Sie haben unendlich viele Versuche vor sich und schon beim nächsten Mal können Sie sich etwas besser entspannen.
Übung macht den Meister
Je öfter Sie üben und desto mehr Zeit Sie sich für die Übungen lassen, desto eher werden Sie Ihr Ziel erreichen. Es gibt Männer, die das Problem schneller in den Griff bekommen. Es gibt aber auch Männer, die mehr Zeit dafür brauchen. Aus diesem Grund gibt es keine Anweisung, wie oft Sie üben müssen. Eines steht jedoch fest: Je öfter Sie üben, desto leichter werden Ihnen die Techniken fallen. Je größer die Zeiträume zwischen den Übungen und damit zwischen den sexuellen Erregungen sind, desto sensibler werden Sie wieder reagieren. Öfter Orgasmen zu haben, wird Ihnen bei helfen, die Aufregung zu reduzieren und Sex als ganz „normale“ Sache zu betrachten. Ein wenig Routine schadet dabei nicht. Sie macht Sie nur sicherer und selbstbewusster. Es gibt bei diesen Übungen genauso wenig ein „Richtig“ oder „Falsch“. Erlaubt ist alles, was Spaß macht! Das gilt insbesondere für besondere Sexualtechniken wie Oralverkehr oder diverse Stellungen. Fühlen Sie sich irgendwann unwohl oder lehnen Sie eine Sexualpraktik ab, streichen Sie diese Variation einfach aus Ihrem Sexrepertoire. Es gibt sehr viele Möglichkeiten mit Ihrem Partner Sex zu haben – da kommt es auf genau diese Variante nicht an. Probieren Sie aus, was Ihnen gefällt.
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