Vorzeitiger Samenerguss

Mögliche Ursachen

Vorzeitiger Samenerguss: Psychisches oder physisches Problem?

Ist der vorzeitige Samenerguss eigentlich ein psychisches (geistiges) oder physisches (körperliches) Problem? Die Ursachen für den regelmäßig zu früh einsetzenden Orgasmus sind wissenschaftlich nicht ganz geklärt. Ebenso psychische wie physische Faktoren können Auslöser der Ejaculatio praecox sein.

Als eine der möglichen Erklärungen wird die zu schnelle Reaktionszeit der Nerven im Bereich der Beckenmuskulatur angesehen. Ist das Problem auf diese Ursache zurückzuführen, haben Betroffene meist schon mit einfachen Übungen wie der „Start-Stop-Methode“, der „Squeezing-Methode“ oder dem Beckenbodentraining Erfolg, ihren Samenerguss zeitlich besser zu kontrollieren (Alle Trainingsmethoden werden anschließend ausführlich beschrieben). Auch können leicht betäubende Salben, die vor dem Geschlechtsverkehr auf den Penis aufgetragen werden oder Medikamente helfen. Eine Behandlung ohne Medikamente ist aber schon aufgrund der Nebenwirkungen vorzuziehen. Sie muss auf jeden Fall mit dem Arzt individuell abgeklärt werden.

Auch eine psychotherapeutische Behandlung in Kombination mit einer begleitenden medikamentösen Therapie ist möglich und kann zum Erfolg führen. Eines steht fest: Die Chance Ejaculatio praecox zu heilen ist sehr gut. Sie müssen nur selbst den Anfang machen. Es spricht nichts dagegen, die hier beschriebenen Übungen in Eigenregie durchzuführen und an sich selbst ohne therapeutische Anleitung zu arbeiten. Nicht alle Menschen brauchen gleich die Hilfe eines Therapeuten, um den vorzeitigen Samenerguss in den Griff zu bekommen. Berichte Betroffener zeigen, dass eine „Selbsthilfe“ zum Erfolg führen kann. Sind Sie gesund – und das sollten Sie vorher einmal beim Urologen überprüfen lassen – sind die hier beschriebenen Übungen weder gefährlich noch gesundheitsschädlich. Sie vermitteln Ihnen Stressabbau, Körpergefühl und vor allem einen sensibleren partnerschaftlichen Umgang.

Viele der Übungen sind genau aus diesem Grund Partnerübungen. Leiden Sie an Ejaculatio praecox, leidet Ihre Partnerin unwillkürlich mit. Es ist für sie nicht leicht, mit Ihrem Leiden konfrontiert zu sein und nicht zu wissen, wie sie sich Ihnen gegenüber verhalten soll. Wirken Sie dem entgegen, indem Sie Ihre Partnerin in Ihr Problem einweihen und es nicht totschweigen.

Kommunikation mit dem Partner

Schon alleine die offene Kommunikation mit ihrer Partnerin ist für eine Vielzahl Betroffener der entscheidende Schritt, sich zu entspannen, negativen Stress abzubauen und damit den vorzeitigen Samenerguss zu bekämpfen. Sich mit der Partnerin über intime Details zu unterhalten, ist für viele Männer sehr schwierig. Sie klammern sexuelle Themen prinzipiell aus ihren Unterhaltungen aus, leiden aber an verschwiegenen unerfüllten sexuellen Wünschen. Trauen Sie sich, mit Ihrer Partnerin Ihr Problem zu erörtern. Nur wenn Sie kommunizieren, werden Sie auch in der Intimität näher zusammen finden und eine größere Harmonie erlangen. Sie wirken alleine dadurch schon der Ejaculatio praecox entgegen.

Untersuchung

Bevor Sie mit den Übungen beginnen, sollten Sie sich trotz der unangenehmen Situation von einem Urologen untersuchen lassen. Denn auch organische Krankheiten wie z.B. Entzündungen oder Krebs können die Kontrolle der Sexualfunktionen stören oder unmöglich machen. Der Urologe kann bei seiner Untersuchung diese (seltenen) Fälle ausschließen und Ihnen Vorschläge zur weiteren Vorgehensweise machen oder Sie an einen empfehlenswerten Sexualtherapeuten verweisen. Vor dem Start einer psychologischen Behandlung oder einer Therapie in Eigenregie also erst einmal zum Urologen! Nur so kann eine Fehlfunktion aus körperlichen Gründen ausgeschlossen und die Ursachen der Sexualstörung besser eingegrenzt werden.

Welche psychischen Faktoren spielen beim vorzeitigen Orgasmus eine Rolle?

Psychische Faktoren, die zum frühzeitigen Orgasmus führen, können folgender Art sein: z.B. Stress bei der Arbeit oder im familiären Umfeld. Auch Depressionen können ein Grund sein. Sind Männer geistig mit einem großen Problem beschäftigt und angespannt, fehlt ihnen die notwendige Konzentration auf den sexuellen Akt. Oft denken Männer an ganz andere Dinge, während ihr Körper eher in Selbstkontrolle Sex ausübt. Betroffene haben also große Probleme überhaupt die notwendige Konzentration für ihren Orgasmus und die damit verbundene Steuerung des Orgasmus zu erreichen.

Stress

Stress kann sowohl die Ursache von Erektionsproblemen als auch von vorzeitigem Samenerguss sein. Die Bezeichnung Stress ist auch nicht nur als Arbeitsstress zu verstehen. Oft spielt auch der „Sexstress“ eine große Rolle: z.B. setzen sich Betroffene mit ihren eigenen Gedanken oft selbst unter Druck („Jetzt muss es einfach klappen!“, „Ich bin doch kein Schlappschwanz!“, etc.), sodass sie schon alleine wegen des bevorstehenden Sex unter massiven Stresssymptomen leiden. Funktioniert es dann erneut nicht, haben viele Betroffene noch größeren negativen Stress und auch Ängste, komplett zu versagen. Der Teufelskreis schließt sich. Unter den psychologischen Faktoren spielt auch die Partnerbeziehung eine wesentliche Rolle. Die Ausklammerung der Sexualität aus der Kommunikation mit dem Partner schlägt immer negativ zu Buche. Männer, die mit ihren Partnerinnen nicht über Sex reden, haben es sehr schwer, die Vorlieben des anderen zu beurteilen.

Ist das Thema Sexualität in den Gesprächen der Partner vollkommen ausgeklammert, können auch hier die Ursachen für einen frühzeitigen Orgasmus liegen. In diesem Fall kann eine Paartherapie weiter helfen. In dieser Therapie unter Anleitung eines Sexualtherapeuten können beide den Umgang mit dem Thema Sex lernen und ihre Hemmungen abbauen, wenn sie sich alleine nicht trauen oder nicht wissen, wie sie dieses Thema überhaupt angehen können. Ein weiterer psychologischer Faktor in der Partnerschaft ist die Spannung innerhalb der Beziehung. Nachgewiesen ist z.B., dass sich auch Streit und Konflikte in der Partnerschaft als mögliche Ursachen der sexuellen Störung herausstellen können.

Andere mögliche psychologische Ursachen

Als tiefer liegende psychologische Ursachen des vorzeitigen Samenergusses sind zusätzlich die Krankheitsbilder der manischen Depression und des krankhaften Stresssymptoms zu nennen. Auch nicht verarbeitete Traumata können bei der frühzeitigen Ejakulation eine Rolle spielen. Sollten Sie bereits in psychotherapeutischer Behandlung sein, sprechen Sie Ihren Therapeuten auf das Problem an. Die Einnahme von Psychopharmaka kann ihr Sexualempfinden zudem verändern (s. nächstes Kapitel).

Können Medikamente eine Ursache sein?

Plötzlich auftretender vorzeitiger Samenerguss kann durch die Einnahme von Medikamenten verursacht sein. Falls Sie erst seit der Einnahme eines neu verschriebenen Medikamentes unter sexuellen Störungen leiden, sprechen Sie mit Ihrem Arzt! Er kann Ihnen eventuell ein anderes Präparat verschreiben, das bei Ihnen nicht diese Nebenwirkungen hervorruft. Insbesondere Psychopharmaka (Antidepressiva etc.) können die sexuelle Kontrollfähigkeit beeinflussen. Nehmen Sie Präparate dieser Art ein, sollten Sie das weitere Vorgehen mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen und ihm Ihr Problem schildern. Er kann Ihnen unter Umständen vergleichbare Präparate verschreiben, die Ihre Sexualfunktionen weniger beeinflussen. Setzen Sie aber keine Medikamente in Eigenregie ab!

Falsche Erwartungen

Die falschen Erwartungen an die Manneskraft Jeder von uns kennt sie: Die klassischen Pornofilme. Durchtrainierte und solariumgebräunte Darsteller vollbringen ihr Handwerk mit großer Ausdauer. Meist über eine halbe Stunde und länger erstreckt sich ihr Sexualverkehr, solange bis alle überhaupt möglichen Stellungen, seien sie auch noch so unbequem, abgeklappert und alle Körperöffnungen der Partnerinnen penetriert worden sind. Die Orgasmen scheinen meist zeitgleich mit denen der laut schreienden Partnerinnen stattzufinden. Diese Filme sind nicht alle zu verteufeln, aber sie setzen in vielen Männern den Irrglauben fest, dass Sex genau so funktionieren muss. Sie vergessen dabei, dass die „Hänger“ der Darsteller natürlich nicht gezeigt werden und dass für aufwändigere Produktionen meist tagelang gedreht wird. Aus mehreren Tagen werden einzelne Einstellungen zu einem riesigen „Megafick“ zusammen geschnitten.

Alle Männer – auch die Darsteller von Pornofilmen – haben Schwierigkeiten, ihren Penis über lange Zeit erigiert zu halten. Irgendwann ist bei jedem Mann die Leistungsgrenze erreicht und der Penis wird wieder schlaff – selbst bei Profis. Der Penis braucht nun einige Stunden Zeit, bis er wieder zur Höchstform auflaufen kann. Die Darstellerinnen spielen Ihren Orgasmus hingegen in den meisten Fällen vor – eben damit es so aussieht, als ob sie zeitgleich oder kurz vor ihren Partnern kommen. Pornofilme spiegeln aus diesen Gründen keinesfalls die Realität ab. Sie sind Produkte, die hauptsächlich der Befriedigung des Zuschauers dienen. Da Männer vornehmlich auf visuelle Reize reagieren, sind Pornofilme die besten „Scharfmacher“, die je erfunden wurden. Nur sollten sich die Konsumenten dieser Filme nicht mit den Darstellern vergleichen. Und sie sollten sich schon gar nicht zum Ziel setzen, ein ebensolches Pensum während ihres eigenen Sexualverkehrs abzuarbeiten. Stress ist Gift für einen selbstbestimmten Orgasmus.

Druck

Ein zu hoher Erwartungsdruck an die Ausdauer des Mannes wirkt sehr negativ. Durch Versagensängste verschlimmert sich das Problem so immer mehr. Nur geistige Entspannung und angstfreie Zustände führen zu längerem Sex. Nicht umsonst sind Entspannungsübungen im Tantra und im Kamasutra aus der Geschichte überliefert. Meditation, Körperkontrolle und Entspannungsübungen bilden die Grundlage dieser Sexualpraktiken, die den Orgasmus bei geübten Männern auf über 30 Minuten hinauszögern können. Sex wird von jedem Menschen individuell unterschiedlich empfunden. Es ist nicht förderlich, sich zum Ziel zu setzen, ihn nach einem ganz bestimmten Muster ablaufen zu lassen.

Diese Erwartungen werden meist nicht erfüllt. Enttäuschungen und Frustrationen sind die Folge. Auch in Hollywoodfilmen sind Liebes- und Sexszenen geradezu perfekt und geschönt dargstellt. Nie gibt es dort klemmende Reißverschlüsse, schüchternes Herantasten, zu frühes Kommen, Versagen, Spermaflecken, etc. Meist treffen perfekt funktionierende Protagonisten aufeinander. Ihre Körper agieren in Harmonie und kommen selbst beim ersten Mal gleichzeitig. Sie wissen immer sofort, wie der Körper des anderen Geschlechts funktioniert. Schon alleine die Tatsache, dass es bei Filmflirts so schnell zum ersten Kuss kommt, entspricht kaum der Realität. Männer, die ohne eindeutige Signale ihrer Flirtpartnerinnen sofort zum Kuss ansetzen und sie dadurch verführen können, sind in Wirklichkeit ebenso die Minderheit. Diese künstlichen Bilder der Sexualität mögen das Idealbild der Menschen sein – auf das tägliche Leben lassen sie sich allerdings nicht übertragen.

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